LEUBRÄU seit 2019

Als ich Pius Suter im September 2019 an der Chilbi Reussbühl in Luzern kennenlernte, zündete ein Funke, der einen Laufbrand auslöste. Im Gespräch erzählte ich Pius, dass ich mit meiner Mikrobrauerei vom Keller in die Garage „expandierte“. Am nächsten Morgen um 09.00 Uhr zeigte Pius mir sein Haus an der Schubertstrasse 6, wo noch immer die Grundstrukturen der ehemaligen Metzgerei Dormann vorhanden waren: Bodenabläufe, gefliesste Wände, Böden mit Gefälle und genug Platz.

Dies mitten in der Stadt Luzern! Das ist der perfekte Ort für eine Brauerei. Ich bekam glänzende Augen und Pius freute sich, endlich seinen Traum «das Brauen zu erlernen» umsetzen zu können. Der Unternehmergeist beflügelte uns beide. Per Handschlag wurde die Gründung der LEUBRÄU GmbH besiegelt. 

Das Sudhaus von LEUBRÄU

Kurz nach der Gründung stellten wir fest, dass wir nicht im Ansatz so viel produzieren können, wie unsere Freunde trinken mögen. Dies führte zu einer ersten Erweiterung des Sudhauses auf 2 x1,4hl. 

Nur wenige Monate später war auch damit der Bedarf nicht mehr gedeckt. Unternehmungslustig und motiviert machten wir zwei Spinner uns dran, die Räumlichkeiten für die nächstgrössere Anlage anzupassen. 

Mit der Hilfe vieler Freunde und den Olympioniken der Swiss Rowing Herren 4er (offene Klasse) wurde demontiert, gemauert, verputzt, geschliffen, gestrichen. Alles aus Liebe zum Bier, aus Liebe zum Lokalen und aus Freude an der Sache.

Leider hatten wir im Eifer und in der Freude ganz vergessen, dass das ganze Haus im Homeoffice war… Nun ist die Baustelle Vergangenheit und Brauer wie auch Bewohnerinnen und Bewohner der Schubertstrasse 6 freuen sich, dass «diis Bier us Lozärn» ein so schönes Daheim hat. Bereits kamen Anfragen für ein zweites Leitungsnetz im Wohnhaus mit integrierter Zapfanlage in der Küche. Falls du interessiert bist an einer Wohnung über der Brauerei und damit einen wertvollen Beitrag zum NoWaste Konzept beisteuern möchtest, melde dich hier und lass dein Interesse für die nächste freie Wohnung notieren. 

Aktuell

Seit 2021 wird im neuen Sudhaus gebraut. Bei der Evaluation der neuen Anlage legten wir ein grosses Augenmerk auf die Emissionen. Mit dem Brewtower vom Berner Physiker und Genie Daniel Michel, fanden wir ein Sudhaus, das der Genialität eines schweizer Taschenmessers gleichkommt, wenn es diese nicht sogar noch übertrifft. Durch Dampfkondensatoren, flexiblen Schläuchen und Anlagen auf Rollen erreichten wir die höchstmögliche Flexibilität im Brauprozess, was uns den Brautag dynamisch und den Prozessen angepasst durchführen lässt.

Frag den Brauer:

Warum eine weitere Brauerei?

Ich liebe das Brauen. Als ich vor etwa 20 Jahren meinen ersten Sud im Dampfkochtopf braute, begann mich die Faszination des Brauens in ihren Bann zu ziehen. Über viele Jahre braute ich unregelmässig mit vielen Freunden immer wieder spannende Biere. Mit LEUBRÄU versuche ich nun meinen Lehrgang zum Meister zu bringen und meine Passion zu einem Beruf zu machen.  In grosser Liebe zu LEUBRÄU und unserer Stadt Luzern versuche ich, «Diis Bier us Lozärn» erwachsen werden zu lassen.

Was ist deine Lieblingsbeschäftigung in deiner Brauerei?

Das Brauen ist jeweils der Höhepunkt und das Magische des Bierherstellungsprozesses, der viele hunderte Parameter und dutzende von Prozessen vereint. Temperatur, Zutaten, Wasserqualität und Mineralisierung, Hefe, Druck und Temperaturführung der Fermentation um nur einige davon zu nennen. Die Symbiose aus Physik, Chemie und Biologie ist für mich ebenso inspirierend wie beeindruckend. Ich lerne gerne Neues. 

Warum braut ihr vorwiegend Lagerbiere?

Lagerbiere sind der grösste Bestandteil der getrunkenen Biere auf dem Biermarkt. Dies hat einerseits mit der hohen Drinkability von Lagerbieren zu tun. Andererseits ist durch die Bekanntheit von Lagerbieren jedem Biertrinker und jeder Biertrinkerin bewusst, was er oder sie von einem Lagerbier erwarten darf und was eben nicht. Das hat zur Folge, dass der Produktionsprozess sehr genau eingehalten werden muss und nur sehr kleine Abweichungen zulässt. Die Herstellung eines traditionellen, klaren Lagerbieres ohne chemische Beschönigungsstoffe ist ebenso herausfordernd wie anspruchsvoll.  Jede noch so kleine Veränderung wird vom Kunden wahrgenommen und auch mittgeteilt.  Diese Challenge liebe ich.

Jeder kann brauen, das lese ich monatlich in meinen Craft-Beer Zeitschriften.

Ja, das stimmt. Es ist wie kochen. Doch wer schon einmal in einem Sternerestaurant gespiesen hat, weiss, dass es eine schier unendliche Spannbreite gibt zwischen «convenience Food» und der Vollendung einer Mahlzeit mit all ihren Nuancen. So ist das auch beim Bierbrauen. Jeder kann und sollte zu Hause mit dem Dampfkochtopf mal einen Sud gemacht haben. Genauso wie einen Baum gepflanzt, ein Haus gebaut und ein Kind gezeugt zu haben 😉. Das Verständnis der chemischen Vorgänge während des  Brauprozesses, wie auch die Führung der physikalischen Parameter während der Fermentierung, fordern viel Hingabe und eine hohe Lernbereitschaft bis zur Verinnerlichung und dem Verstehen der Zusammenhänge dieser Prozesse. Nicht umsonst dauert die Ausbildung zum Diplom-Braumeister (Dipl.Ing.) fünf bis sieben Jahre - Vollzeit, wohlgemerkt.

Wo gibt es für dich noch viel zu lernen?

Eigentlich überall - aber zur Zeit begeistere ich mich gerade sehr für unseren aktivsten Partner, der «Bier» Hefe. Wie ein Haustier ist sie auf Pflege und Zuwendung angewiesen. Wenn es der Hefe gut geht, dann kann sie auch arbeiten. Das ist ähnlich wie bei uns Menschen. Dazu braucht sie die richtige Umgebung. Sie hat nicht gerne zu warm, auch nicht zu kalt. Sie mag keine schnellen Veränderungen, liebt es aber unter Druck zu arbeiten. Gut Resultate brauchen Zeit. Wie bei einem guten Brotteig ist auch beim Bier die Devise: «Gut Ding will Weile haben». Dem gegenüber stellen Industriebetriebe den grösstmöglichen Ausstoss in kürzester Zeit her. Das spürt der erfahrene Biergeniesser und die Geniesserin am Bouquet eines Bieres. Wenn wir unserer Hefe genug Zeit lassen zum Arbeiten, dann macht sie Ihre Arbeit auch genauer. Das merken wir, wenn wir unser Bier öffnen und mit Freude über unsere Arbeit geniessen. Diesen Genuss, und die Kompetenz, diesen Unterschied zu spüren, vermitteln wir sehr gerne in einem kleinen Workshop.

Bietet Ihr Workshops an?

Viele Vereine und Firmen haben bei uns schon Workshops besucht. Die Inhalte werden situativ angepasst. Von der Geschichte des Biers über den Produktionsprozess, Wirtschaftlichkeit und Rohstoffe zur Bierherstellung bis hin zur eigenen Abfüllung von einigen Dosen bieten wir viele mögliche Zusammenstellungen unserer Workshops an. Die Resonanz ist durchgehend positiv bis hoch begeistert.